Donnerstag, 8. November 2012

Pferdefutter im Griff?



Ich war an einem Seminar einer renommierten Firma aus Deutschland, die ihre Kunden unabhängig zum Thema Pferdefutter berät. Das Seminar richtete sich an Laien, die mehr zum Thema Pferdefütterung erfahren wollten. Ich muss sagen, das Seminar hat sich sehr gelohnt. Ich hatte mir anfänglich gedacht, dass dies sicher eher langweilig wird, aber das Gegenteil war der Fall: Sehr spannend und informativ und keine Minute Langeweile.
Das Seminar beantwortete die Frage was mein Pferd an Futter wirklich braucht.

Die Hochglanz-Prospekte der Futtermittel-Hersteller versprechen uns die tollsten, wirkungsvollsten und wohlschmeckendesten Pferdemüslis. Zugeschnitten auf Alter, Rasse, Sportart etc. kann man alles kaufen was das Herz begehrt. Und dann soll man unbedingt die empfohlenen Futtermengen einhalten, damit genügend Futter über den Ladentisch geht.


Pauli bekam früher das Quarter Horse Futter von Marstall. Im letzten Stall konnte ich leider nicht mehr selbst entscheiden was gefüttert wurde. Da erhielt Pauli das Standardfutter. Allerdings war ich immer auf der Seite, lieber wenig Kraftfutter und dafür mehr Stroh und Heu zu füttern. Mir wurde im Kurs bestätigt, dass ich dies intuitiv offenbar richtig gemacht habe.

Nun bin ich in meinem Offenstall glücklicherweise in der komfortablen Lage selbst zu entscheiden, was mein Pferd gefüttert bekommen soll.

Die Kursleiterin wies uns darauf hin, dass das Pferd immer noch als Urorganimsus angesehen werden soll. Viele Futtermittel enthalten beispielsweise Melasse, ein Zuckerabfallprodukt, welches günstig ist und sich gut verarbeiten lässt und dem Pferd gut schmeckt. Doch der Urorganismus Pferd ist nicht darauf ausgelegt Zucker aufzuspalten. Deswegen möglichst melassefrei füttern.

Uns wurde weiter der Erhaltungsbedarf und der Mehrbedarf erklärt. Erhaltungsbedarf ist, was ein Pferd für die Erhaltung der lebensnotwendigen Funktionen braucht sowie zum Bewegen für die Futtersuche braucht. Der Mehrbedarf entsteht durch Training und den Gebrauch des Pferdes.

Anhand einer Futterpyramide zeigte uns die Kursleiterin, dass der absolut grösste Teil von Pferdles Nahrung Rauhfutter sein soll. Hierbei soll der Fokus auf Heu gelegt werden. Als Richtmenge gelten 2 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht bei einem normalgewichtigen Pferd. Diese Menge kann je nach Situation (Alter, Fütterungszustand etc.) gegen oben oder unten varieren.

In Pensionsställen wird ja oft am Rauhfutter gespart. Die Kursleiterin wies uns darauf hin, dass dies absolut am falschen Ende gespart sei und dieses Geld später in Tierarzt-Rechnungen einfliesse.

Weiter erzählte sie uns, dass das natürlichste Pferdefutter mit der besten Verwertung (bei ca. 80% Verwertung) der ganze Hafer sei. Frisch gequetschter Hafer (muss aber wirklich frisch gequetscht sein und nicht fertig abgesackt) erhöhe die Verwertung auf über 90%. Besser sei der Schwarzhafer, da dieser weniger Pilzsporen beinhalte als der gelbe Hafer.

Ich mied früher Müslis mit Hafer für Pauli wie der Teufel das Weihwasser. Aber mir wurde jetzt nach dem Kurs klar, dass dies vorallem aus Unwissenheit geschah.

Der Kurs brachte viele neue Erkenntnisse und Aha-Erlebnisse und zeigte auch, dass die Futtermittel-Industrie ein ganz ausgeklügeltes Marketing fährt um uns Pferdebesitzer zu umgarnen. Vieles habe ich bereits instinktiv richtig gemacht (nur geringere Mengen Kraftfutter etc.), vieles hingegen kann ich nun verbessern.







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